Kurzkritik
Dieses Buch über Mutter Teresa ist ein Glücksfall und eines der beeindruckendsten Bücher, das ich bisher gelesen habe. Mutter Teresa ist vielleicht diejenige unter den Großen der Geschichte, die Menschenliebe als Führungsprinzip am konsequentsten umgesetzt hat.
Sie lebte Demut, Vertrauen, Akzeptanz und Nächstenliebe in Reinform. Das Buch ist eine großartige Inspiration für Führungskräfte, denn es enthält, wie der Untertitel verspricht, tatsächlich wunderbare Geschichten. Überragend!
Titel: Mutter Teresa – Die wunderbaren Geschichten
Autor: Leo Maasburg
Seiten: 240
Verlag: Pattloch
Preis: 20€/13 €
Ausführliche Kritik
Der Autor Leo Maasburg ist Priester und war langjähriger Begleiter von Mutter Teresa bei ihren weltweiten Reisen. Dieses Buch ist in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall. Erstens ist der Gegenstand des Buches, Mutter Teresa, ein Mensch mit einem außerordentlich spannenden Leben. Zweitens ist der Autor Leo Maasburg jemand, der die Geschichten nicht nur nach dem Hörensagen zusammengetragen hat, sondern er ist ein direkter Augenzeuge. Und drittens besitzt der Autor die Fähigkeit, spannend, pointiert und humorvoll zu erzählen. Das macht dieses Buch unter den Biografien der Großen der Menschheit zu einem echten Juwel.
Das Buch stellt das Leben von Mutter Teresa insgesamt vor, der Schwerpunkt liegt aber auf der gemeinsam verbrachten Zeit mit der gereiften Nobelpreisträgerin und den Erlebnissen aus dieser Zeit. Ich hatte keineswegs erwartet, aus dieser Biografie so viel über Führung lernen zu können. Mutter Teresa gründete 1950 im indischen Kalkutta die katholische Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe (Wikipedia), die weltweit über 500 Häuser in 100 Ländern hatte, als sie 1997 starb. Heute sind es über 700 Häuser mit 4.500 Schwestern, die dort für die Ärmsten der Armen (serving the poorest of the poor) wirken. Der Autor schreibt, dass Mutter Teresa in den letzten 35 Jahren ihres Lebens durchschnittlich jeden dritten Tag das Haus, das Land oder den Kontinent wechselte. Sie sprach und verhandelte mit den Mächtigen ihrer Zeit, von Diktatoren bis hin zum amerikanischen Präsidenten, und sie erreichte dabei vieles, zum Teil Unglaubliches. Jede Führungskraft kann und sollte von ihr lernen. Dass ihr nahezu alle Ehrentitel verliehen wurden, die weltweit für humanitäres Engagement vergeben werden, darunter der Friedensnobelpreis 1979, versteht man, wenn man dieses Buch liest.
Das Buch hat mich in mancher Hinsicht überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass das Leben einer Ordensschwester und späteren Heiligen so spannend, ja manchmal auch gefährlich ist. Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen:
– Maasburg beschreibt, wie Mutter Teresa und er dem Sandinistenführer Daniel Ortega gegenübersitzen und dieser eine flammende Rede über den teuflischen Charakter seiner Feinde hält. Hinter ihm befinden sich vier schwarz vermummte Männer mit Maschinenpistolen. Lesen Sie selbst, wie Mutter Teresa im Anschluss dennoch erreichte, was sie von ihm wollte.
– Das berühmte Sterbehaus in Kalkutta wurde in einem ehemaligen Pilgerhaus des nahe gelegenen Kali-Tempels eingerichtet. Ein Hindu-Führer schart mit Stöcken und Steinen bewaffnete Menschen um sich, um Mutter Teresa und ihre Schwestern aus dem Haus zu vertreiben. Erfahren Sie, was Mutter Teresa in dieser gefährlichen Situation tat, um Feindseligkeit in Freundschaft zu verwandeln.
Führungskräfte können aus dem Buch manches lernen. Mutter Teresa ist in so vielen Dingen ein Vorbild. Da wären Mut, Demut, Liebe, Disziplin, Respekt, Fröhlichkeit, Leichtigkeit und andere wunderbare Eigenschaften zu nennen. Die Beispiele von Mutter Teresa lassen sich mit etwas Reflexion gut auf den Führungsalltag übertragen. All die Lehren, die das Buch enthält, haben eine Wirkung auf den Leser.
Der Autor Leo Maasburg, ein hervorragender Beobachter, ein kluger und feinsinniger Mann, lässt uns an seiner eigenen Entwicklung teilhaben, die er durch das Zusammensein mit Mutter Teresa erfahren hat. Dabei zeigt er viel von sich, seinen Ängsten, Vorurteilen und Begrenzungen, die er in manchen der geschilderten Situationen erlebte. Er bietet dem Leser damit eine gute Projektionsfläche, denn gewiss werden sich viele in seinen Gedanken wiedererkennen. Mir jedenfalls ging es so. Umso heller lässt er das Licht von Mutter Teresa leuchten, die in den Situationen frei von solchen Begrenzungen zu sein erscheint. Er versteht es, die erlebten Geschichten spannend zu erzählen und sie dabei auf das Wesentliche zu reduzieren.
Das Wichtigste an diesem Buch ist jedoch die Kernbotschaft, wie wir Liebe als Geisteshaltung leben können. In Erinnerung bleiben viele Denkanstöße wie zum Beispiel:
»Es gibt in der Welt mehr Hunger nach Liebe und nach Wertschätzung als nach Brot.« (S. 54)
»Es kommt nicht darauf an, wie viel wir geben. Es kommt darauf an, wie viel Liebe wir in dieses Geben legen.« (S. 78)
»Heiligkeit ist kein Luxus weniger. Sie ist eine einfache Pflicht für jeden von uns. Denn Heiligkeit bringt Liebe, und Liebe bringt Frieden, und Frieden bringt uns zusammen.« (S. 208)
Wie man Menschen mit der Geisteshaltung der Liebe führt, wird in vielen der Geschichten deutlich und regt sehr zum Nachdenken an.
Fazit:
Ein herausragendes Buch, in dem man viel über Mutter Teresa, aber auch über Führung lernen kann. Leo Maasburg ist hier ein Meisterwerk gelungen, das fesselt und Emotionen wecken kann.
© 2015 Alexander Groth (www.leadershipjournal.de)