Kurzkritik
In diesem kleinen Roman werden die Grundregeln des Führens mithilfe der Analogie vom Schafhirten anschaulich erklärt. Der Autor erzählt die Geschichte von einem Wirtschaftsprofessor, der leidenschaftlich Schafe züchtet und einem begabten Studenten das Führen beibringt, indem er ihm die Eigenschaften eines guten Hirten erläutert. Das unterhaltsame Buch vermittelt eingängig, welche Einstellung eine Führungskraft entwickeln sollte. Ein schönes, leicht lesbares Buch. Wer lieber Geschichten als Sachbücher liest, liegt hier richtig. Die beste Erzählung zum Thema Führung.
Autoren: Kevin Leman, William Pentak
Seiten: 160
Verlag: Goldmann
Preis: 9 €
Ausführliche Kritik
Die Autoren Kevin Lehmann und William Pentak sind amerikanische Wirtschaftsberater, Referenten und Autoren. Mir waren sie unbekannt, bis ich auf dieses Buch stieß. Pentak ist auch Pastor, was ihn nach eigener Auskunft auf das Bild der Führungskraft als Schafhirte brachte. Aber keine Angst, das Buch kommt nicht pastoral daher.
Das Buch ist in Form einer Fabel geschrieben. Es liest sich daher wie von selbst und vermittelt quasi nebenbei die Grundsätze der Führung. Die fiktive Geschichte beginnt damit, dass ein junger Reporter die Möglichkeit bekommt, den berühmtesten Manager Amerikas zu interviewen: den Chef der Firma General Technologies. Nur „rein zufällig“ erinnert der Name der fiktiven Firma an General Electric und weckt damit Assoziationen an den Super-Manager Jack Welch. Der Super-Manager im Buch heißt McBride und erzählt dem jungen Reporter, wie er so erfolgreich wurde.
Als junger Student hatte er einen Professor – natürlich den Besten der Besten – der in seiner Freizeit ein leidenschaftlicher Schäfer war. Dieser Super-Professor nimmt also ihn, seinen Super-Studenten, in die Lehre und erklärt ihm Wochenende für Wochenende, was einen guten Hirten auszeichnet. So weit, so gut. Bis zu diesem Punkt der Geschichte dachte ich: „Na ja, typisch amerikanisch.“ Was danach kommt, hat mich jedoch überzeugt.
In sieben Kapiteln leitet der Professor Regeln zum Führen einer Herde ab und überträgt diese nachvollziehbar auf das Führen von Menschen. Pro Kapitel entwickelt er zwischen drei und sechs Führungsregeln. Praktischerweise werden die insgesamt 29 Regeln am Ende des Buchs noch einmal in einer Übersicht zusammengefasst. Dass diese Regeln durchaus Hand und Fuß haben und die Vergleiche zwischen Schafehüten und Menschenführung passend sind, sei an ein paar Beispielen belegt:
- Lerne deine Herde genau kennen, ein Schaf ums andere.
- Nimm chronische Meckerer aus der Herde.
- Lass deinen Leuten Bewegungsfreiheit, aber stell sicher, dass sie wissen, wo die Zaungrenze verläuft. Verwechsle nicht Grenze mit Zaumzeug.
- Wenn deine Leute in Schwierigkeiten geraten, geh hin und hol sie heraus.
- Du musst jeden Tag entscheiden, wer den Preis für deine Führung zahlt: du oder deine Leute.
Auch wenn manche der Regeln auf den ersten Blick banal klingen, sind sie es nicht. Sie sind nur einfach. Tatsächlich sind ja viele Regeln des guten Führens tatsächlich einfach und müssen nicht erst neu erfunden werden. Die Umsetzung ist das Schwierige und nicht die Regel.
Führen ist People-Business, sagen die Autoren. Und für diesen Umgang mit Menschen haben sie ein sehr gutes Buch geschrieben, das sich im Vergleich zu anderen Büchern nicht mit Tools beschäftigt (wie Schulz von Thun und Malik), sondern die grundsätzliche Einstellung vermittelt. In dieser Form ist es einzigartig und dem gestressten Manager sehr zu empfehlen, da es wirklich abends im Bett gelesen werden kann.
Das kleine Bändchen hat nur 143 Seiten und ist leicht und kurzweilig zu lesen.
Fazit:
Dieses Buch enthält keine Führungstools, sondern beschäftigt sich mit der Einstellung und der Denkweise, die eine Führungskraft auszeichnen. Dies vermittelt es auf vorbildliche Art und Weise. Dank der vielen Metaphern und Analogien bleibt das Gelesene hervorragend im Gedächtnis. Sehr empfehlenswert!
© 2015 Alexander Groth (www.leadershipjournal.de)
Das Hirtenprinzip ist eine Darstellung eines völlig veralteten Bildes von Führung. Von Führen kann hier nicht die Rede sein, es geht eher um die Annahme, dass Menschen nicht selbstorganisiert arbeiten können und daher Manager der alten Schule benötigen.
Daher passt dieser Ansatz wunderbar zu strikten Hierarchien und top down geführten Unternehmen. Diese spielen aber eine immer kleinere Rolle auf dem Markt und werden nacheinander aussterben und von agil geführten, innovativen Firmen verdrängt.