In einer früheren Position hatte ich regelmäßig Interviews mit Bewerbern für ein exklusives Netzwerk zu führen. Auf die typische Frage »Woran könnten Sie bei sich noch arbeiten?«, ist eine der einfallslosesten Antworten: »An meiner Ungeduld.«
Wäre die Antwort ernst gemeint, gäbe es 100 Punkte. Leider soll damit oft eine versteckte Stärke angedeutet werden. Die Botschaft dahinter soll nämlich lauten: »Wissen Sie, ich bin so schnell im Denken und in der Umsetzung, da kommen die meisten normalen Menschen/Mitarbeiter einfach nicht mit. Und da kann ich schon mal ungeduldig werden, wenn jemand mein Tempo nicht halten kann.« Hinter der Antwort steckt also meist Selbstüberschätzung oder ein schlechter Bewerbungsratgeber.
Wissen Sie, wie eine solche ungeduldige Führungskraft von den Mitarbeitern wahrgenommen wird? Sie benimmt sich wie ein Autofahrer, der im Stau steht und dauernd hupt. Es ändert nichts an der Situation, geht aber allen auf die Nerven. Genauso verhalten sich viele Führungskräfte. Sie produzieren durch ihr Verhalten Hektik und verstehen nicht, dass Aktionismus und Hektik meist nichts mit Umsetzung und Produktivität zu tun haben.
Ein guter Leader weiß, dass die Dinge ihre Zeit brauchen. Er kann klug unterscheiden, wann es Sinn macht, Druck aufzubauen, und wann es besser ist abzuwarten. Schlechte Chefs sind immer ungeduldig und bauen dadurch permanent Druck auf, der oft unnötig ist und die Mitarbeiter belastet. Ein typisches Anzeichen von Ungeduld besteht darin, Mitarbeitern regelmäßig ins Wort zu fallen. Das zeigt nicht nur wenig Respekt, die Führungskraft verliert dadurch auch regelmäßig interessante Informationen, die der verstummte Mitarbeiter nicht mehr mitteilt.
- Wie schaut es mit Ihnen aus? Sind Sie ungeduldig?
- Schätzen Sie richtig ein, wann es gut ist, Zeit zu lassen und wann es notwendig ist, das Tempo zu forcieren?
- Wie oft bauen Sie Druck auf?
- Fallen Sie Mitarbeitern regelmäßig ins Wort?